Stolz und nachdenklich feiert die AWO-Lippe das 100-jährige Jubiläum

Schauspielerin Rita Gmeiner trägt die Rede von AWO-Gründerin Marie Juchacz vor

Stolz und nachdenklich, so präsentierte sich die lippische AWO vor mehr als 300 geladenen Gästen in der Stadthalle Detmold. Das 100-jährige Bestehen der AWO wurde gefeiert. Jens Heuwinkel moderierte eine unterhaltsame Tour durch die Geschichte. Sie begann mit einer Rede der AWO-Gründerin Marie Juchacz vor der Weimarer Nationalversammlung im Jahre 1919,  die erste Rede einer Frau im Parlament, präsentiert von Rita Gmeiner (Landestheater Detmold). Der Gang durch die Geschichte erinnerte musikalisch mit dem hervorragenden Doris Posdzich Trio an die 20er und 30er Jahre, zeigte filmisch bedrückende Bilder mit dem Verbot der AWO durch die Nationalsozialisten und die großen Leistungen der AWO nach 1945. In den Grußworten und einer Talk-Runde wurden auch die neuen Anforderungen in der heutigen Zeit beleuchtet.

Vom Moderator Jens Heuwinkel befragt, kamen zwei betagte Damen der AWO zu Wort. Die hundertjährige Magdalena Hausmann aus dem Ortsverein Augustdorf und Elfriede Göhner aus dem Ortsverein Bad Salzuflen-Schötmar, die im Dezember 100 Jahre alt wird, gaben zu ihrer AWO-Geschichte Auskunft.

Marie Juchacz war der Kopf einer neuen Frauenbewegung, als sie im Dezember 1919 die AWO als Teil der SPD gründete. Viele Frauen folgten in ihrer konkreten sozialen Arbeit ihrem Vorbild und arbeiteten im Rahmen der AWO für Arme und Benachteiligte. Sie wollten Hilfe zur Selbsthilfe leisten. (Geschichte der AWO im Film)

Diese Grundidee sozialer Arbeit gilt bis in die heutige Zeit. Kreisvorsitzender Jochen Bünemann: “Die Worte und Taten von Marie Juchacz sind uns Vermächtnis und Verpflichtung.” Er erinnerte daran, dass 1922 in Schötmar der erste Ortsausschuss der AWO gegründet wurde und danach weitere in Lippe. Konfiszierung des Eigentums und Verbot folgten durch die Nationalsozialisten. Nach 1945 war klar: Es musste wieder angepackt werden, um das Elend zu bewältigen. Die AWO entwickelte viele Hilfsangebote, nicht zuletzt für viele Kinder.

Doris-Posdziech-Trio

Aber immer seien auch große und kleine Feiern ausgerichtet worden. Das habe sich bis in die heutige Zeit erhalten. In der Gegenwart sei das in Lippe in den vielen Begegnungsstätten der  36 lippischen AWO-Ortsvereine möglich. Jochen Bünemann hob hervor dass die 4000 Mitglieder der AWO in Lippe “das Herz und die Seele” der AWO seien.

Inzwischen seien die professionellen sozialen Dienstleistungen der AWO nicht mehr wegzudenken. Allein in Lippe gebe es 1500 fest Beschäftigte. Pflegedienste, offene Ganztagschulbetreuung und vielfältige Beratungsdienste erfüllten wichtige Aufgaben in unserem Sozialstaat.

Der stellvertretende Landrat Kurt Kalkreuter stellte einen Satz des Schauspielers Ewald Balser in den Mittelpunkt seines Grußwortes: „Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“ Genau dies gelte sei je her für die Menschen, die in der AWO engagiert seien.

Rainer Heller, Bürgermeister von Detmold, beschrieb – auch stellvertretend für weitere anwesende lippische Bürgermeister – aktuelle soziale Aufgaben, z.B. die Sicherung bezahlbaren Wohnraums, die Mobilität für junge und alte Menschen, insbesondere in ländlichen Räumen. Auch dabei seien Wort und Tat der AWO gefragt.

Nachdenklichkeit kam in der abschließenden Talk-Runde auf, als AWO-Kreisgeschäftsführer Detlef Stall, der stellvertretende Kreisvorsitzende Dirk Schwertfeger und Kay Sandmann-Puzberg von der Bürgerstiftung Detmold darüber diskutierten, wie es in der heutigen Zeit gelingen könne, zu bürgerschaftlichem Engagement zu motivieren – und zwar in allen Altersstufen. Die AWO-Vertreter beschrieben das Problem des “gemeinsam alt Werdens”, während Kay Sandmann-Puzberg Formen und Verfahren beschrieb, durch die sich auch jüngere Menschen für ehrenamtliches Engagement begeistern ließen.

Diese herausfordernde Frage spielte auch in den anschließenden Gesprächen untereinander eine große Rolle.

Foto-Impressionen von Rüdiger Detering.

 


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